Das Elektroauto. Wo die Reise begann…

Der aktuelle Elektroauto Aufschwung scheint fast als neuartige Entwicklung unserer Zeit. Doch den Hype um die stillen Transportmittel gab es schon vor 130 Jahren.

Durch die Entdeckung der elektromagnetischen Induktion ebnete Michael Faraday die Grundlage für die Elektromotoren. Allerdings wurde erst Jahre später das erste anerkannte Elektrofahrzeug gebaut. 1881 fuhr Gustav Trouvé in seinem dreirädrigen elektrisch betriebenen Fahrrad durch die Straßen Paris. Doch unserer allgemeinen Vorstellung eines Autos entspracht dieses Gefährt noch nicht. Erst 1888 gab es in Deutschland eines der ersten, zugegeben eher kutschenähnlichen, E-Autos. Deutlich erfolgreicher waren um diese Zeit allerdings die amerikanischen Fahrzeuge, bspw. von „Electric Carriage & Wagon Company.“

1899 wurde dann erstmalig der Meilenstein der 100km/h Grenze und das von einem Elektroauto namens „La jamais contente“, erreicht. Genauer gesagt 105.882km/h. Nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Reichweite nahm immer weiter zu. Bis zu 100km konnten, je nach Motor, bereits ausgeschöpft werden. Noch weiter kam man mit einem Hybridfahrzeug. Der „Lohner-Porsche“ besaß neben zwei Elektromotoren zusätzlich noch einen Verbrennungsmotor und war schon damals, durch seine Radkappenmotoren eine Sensation.

Hätte man vor 100 Jahren gelebt, wäre man wohl kaum davon ausgegangen, dass der Benziner diesen Wettstreit gewinnt. Die damaligen Experten äußerten sich meist wie folgt: Der Dampfantrieb ist für schwere Lasttransporte, Benziner sind nur zur Bespaßung oder Rennen gedacht und der Elektroantrieb hingegen würde sich durchsetzen. Und so war es auch. Erstmals.

Die Elektroautos übernahmen in der Nachfrage und Produktion deutlich die Führung. Statt laut und voller Gestank wie der Benziner, überzeugten die E-Autos mit nahezu Geräuschlosigkeit und Geruchsneutralität. Um den Verbrenner zu betreiben musste man das Benzin in kleinen Mengen in der Apotheke erwerben, während Strom zu der Zeit in annähernd jedem Haushalt vorhanden war. 1900 lag der Anteil der Elektroautos in den USA bei 38% und damit deutlich über dem bei ca. 22% anteiligen Benziner. Besonders für den innerstädtischen Gebrauch bot das Elektroauto deutliche Vorteile. Anders als beim Benziner, bei welchem erst mühselig den Motor angekurbelt werden musste um losfahren zu können, startete man den Elektromotor simpel mit einer kleinen Handbewegung. Für den „Start und Stop Verkehr“ in der Stadt also mehr als geeignet. Auch in Deutschland fand der Stromer große Verwendung. Besonders zum Lebensmitteltransport, bei dem Auspuffgase die die Lebensmittel verunreinigten mehr als unerwünscht waren. Produkte wie Milch, Eier oder auch Brot wurden den Menschen jetzt einfach vor die Haustür geliefert. Die einfache Bedienung folgerte das bald jeder Kutscher die Handhabung eines Elektroautos beherrschte. Auch die Post wurde auf diese Weise an den Mann gebracht und Taxifahrten erfolgten ebenfalls mit den Stromern. Die für alltägliche Dienste, wie Lebensmitteltransport oder Post, gewählten Fahrzeuge hatten eine Reichweite von ca. 30-60km, was ungefähr einer Tagestour entsprach. Mit dem günstigen Nachtstrom wurden die Autos geladen und waren so am nächsten Tag wieder einsatzbereit.

In der Schweiz, genauer in Zürich, fuhren um 1904 sogar 100% der Hotelbusse, die zum Transport der Gäste genutzt wurden, elektrisch.

Die extrem schwere Bleibatterie der Stromer musste allerdings ungefähr alle 2-3 Jahre gewechselt werden. So machten es sich einige Firmen zur Aufgabe die Fahrzeuge zu „recyclen“. Sprich, die Karosserie wurde wiederverwendet und modernisiert, die Batterie wurde ausgetauscht und das fertige Auto wiederverkauft. Einige, um 1905, erbauten Fahrzeuge boten beispielsweise schon Innenbeleuchtung, Scheinwerfer und sogar Fußbodenheizung in ihrer modernen Ausstattung.

Benziner hingegen waren zu diesen Zeiten eher nur als „Spielzeuge“ der Reichen angesehen worden, die mit ihren Autos die Straßen außerhalb der Stadt erkundigten.

Als 1911 der Amerikaner Charles Kettering den elektrischen Anlasser für den Benziner in das Spiel brachte war die Erfolgsgeschichte der Stromer mehr oder weniger schlagartig vorbei. Nach und nach überholten die günstigeren, schnelleren Benzinfahrzeuge die veralteten Elektroautos. Die deutlich größere Reichweite, die die Benziner boten trugen ebenfalls zum Umschwung bei.

Und auch diverse Ölkrisen konnten nichts mehr an der Führung der Benziner ändern.

Dem neu entfachten Umweltbewusstsein ist es nun zu verdanken, dass die Elektromobilität erneut aufflammt. Mit dem ersten Tesla im Jahr 2008 zeigte sich, dass E-Autos nicht nur ökologisch sinnvoll sein können, sondern auch viel Fahrspaß bieten.

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